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Einzug von Joseph II. (1741-1790) zur Krönung in Frankfurt

Jahrhunderte lang gehörten Pferd und Wagen zu den wichtigsten Elementen der höfischen Repräsentation. Bei Krönungen, Hochzeiten und feierlichen Prozessionen zeigten sich Herrscher und Adel dem Volk in prunkvollen Kutschen, die von reich geschmückten, edlen Pferden gezogen wurden. Diese Kutschen, die von großen Künstlern entworfen und ausgeführt wurden, waren keine „Transportmittel“ im eigentlichen Sinn, sondern Insignien, die die Bedeutung und Würde des jeweiligen Eigentümers eindrucksvoll sichtbar machten.

Hofwagen in der Praterstraße

Der technische Fortschritt ermöglichte seit dem späten 18. Jahrhundert auch eine rasante Entwicklung des Wagenbaus. Es entstand eine Vielzahl neuer Wagentypen, die die Kutsche mehr und mehr zu einem effizienten Gebrauchsgegenstand werden ließen, auf den auch das wohlhabende Bürgertum nicht mehr verzichten wollte. Dennoch spielten die Wägen des Wiener Hofes aufgrund ihrer außerordentlichen Qualität und ihrer zurückhaltenden Eleganz bis 1918 eine herausragende Rolle im Straßenbild der kaiserlichen Residenzstadt.

Campagne-Livree eines Hofkutschers

Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie hatte die neugegründete Republik naturgemäß keine Verwendung mehr für den gewaltigen Fuhrpark des Kaiserhauses, der aus über 600 Fahrzeugen und rund 350 Pferden bestand. Wagen und Pferde wurden daher teils öffentlich versteigert und teils an Behörden zum „Verbrauch“ abgegeben. Auch die Nachfolgestaaten der Monarchie beantragten und erhielten größere Bestände von kaiserlichen Equipagen.

Die verbliebenen Fahrzeuge und Zugpferde wurden in ein kommerzielles Mietwagen- und Transportunternehmen, den „Bundesfuhrwerksbetrieb“ umgewandelt. Ein Großteil des Personals des ehemaligen Oberststallmeisteramtes konnte hier weiterbeschäftigt werden und trug bei der Arbeit nach wie vor die kaiserlichen Livreen.

Ornat des Ungarischen ‚Sankt Stefans-Ordens

Als der „Bundesfuhrwerksbetrieb“ 1922 aufgelöst wurde, wurden jene Fahrzeuge, die man für historisch bedeutsam hielt dem Kunsthistorischen Museum übergeben. Auch eine Auswahl der Livreen des Oberststallmeisteramtes konnte damals vom Museum übernommen werden, während der überwiegende Teil der Livreegarderobe des Wiener Hofes bereits 1918 verloren gegangen war.

Gemeinsam mit Kutschen und Livreen konnte das Kunsthistorische Museum auch die Bestände der 1920 als nutzlos aufgelösten kaiserlichen Ordensgarderobe übernehmen. Das Nachsehen hatten die österreichischen Staatstheater, die versucht hatten, die Ornate der habsburgischen Hausorden ihrem Kostümfundus einzuverleiben.

Die so entstandene Sammlung „Wagenburg und Monturdepot“ ist heute weltweit eine der bedeutendsten ihrer Art. Sie beherbergt nicht nur den best erhaltenen höfischen Fuhrpark des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, sondern auch einen einzigartigen Bestand historischer Reit- und Zuggeschirre, die weltgrößte Sammlung ziviler Uniformen und einen exquisiten Bestand persönlicher Kleidungsstücke von Mitgliedern des österreichischen Kaiserhauses.

Seit 2001 konnte sich die Wagenburg durch multilaterale Kooperationen und Forschungsprojekte auch als internationales Forschungszentrum zur Geschichte des Wagenbaus, der europäischen Mobilität, sowie höfischer Kleidung und höfischer Repräsentation etablieren.
MKR

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