Die Einführung von Fahrzeugen in das kaiserliche Hofzeremoniell
FWF-Projekt Nr. P20316
Dank zweier älterer Forschungsprojekte der Wagenburg, die sich die Erschließung der Oberststallmeisteramtsakten zur Aufgabe stellten, ist der kaiserliche Fuhrpark, dessen erhaltener Kernbestand heute in der Wagenburg in Schloss Schönbrunn aufbewahrt wird, relativ gut erforscht. Zur Gänze im Dunkeln lagen bislang jedoch noch die Anfänge der Fahrzeughaltung am Kaiserhof, die 2008-2011 in einem Forschungsprojekt behandelt wurden, dessen zeitlicher Fokus auf dem 16. und 17. Jahrhundert lag.
Als ein wichtiges Ergebnis des Forschungsprojekts konnte nachgewiesen werden, wie eng die Ausbreitung von Kutschen an den Höfen der österreichischen Habsburger mit dem ungarischen Ursprung dieser Fahrzeuge zusammenhängt. Für 1546 ist mit der Ankunft Ferdinands I. in Regensburg der erste Stadteinzug eines habsburgischen Fürsten in einer ungarischen Kutsche dokumentiert. Bis zur endgültigen Etablierung von Kutschen im Bereich des Hofmarstalls vergingen aber noch weitere Jahre. Erst mit dem Regierungsantritt Kaiser Maximilians II. im Jahr 1564 fanden erstmals Kutscher – insgesamt sechs Personen – eine feste Anstellung am Kaiserhof. Die meisten von ihnen waren ungarischer Herkunft. In den darauf folgenden Jahren wuchs die Zahl der Wagenlenker stetig an. Dieser steigende Personalstand lässt wiederum Rückschlüsse auf die numerische Entwicklung des kaiserlichen Fuhrparks zu. Im 17. Jahrhundert finden sich allerdings kaum noch Ungarn unter den Hofkutschern. „Ungarisch“ blieb aber die Livree der kaiserlichen Kutscher, in der sich Elemente der ungarischen Nationaltracht wiederfinden. Im Zuge des Forschungsprojekts konnte im Privatarchiv der Familie Harrach das nunmehr älteste bekannte kaiserliche Fuhrparkinventar aus dem Jahr 1678 gefunden werden, das 118 kaiserliche Vehikel (Wägen, Schlitten, Sänften und Tragsessel und Tragestangen) auflistet.
Weitere neue Erkenntnisse konnten zudem zur Rolle von Fahrzeugen im Rahmen des diplomatischen Geschenkwesens, zu den Aufbewahrungsorten des kaiserlichen Fuhrparks im Wien des 17. Jahrhunderts, zur Geschichte verschiedener Wagentypen oder zur Verwendungsgeschichte einzelner herausragender Prunkfahrzeuge gewonnen werden.
Publikationen
- Mario Döberl, Der Fuhrpark Kaiser Leopolds I. Teiledition der Wiener Hofmarstallinventare von 1678. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien 12 (2010), S. 276–309.
- Mario Döberl, Unterwegs mit dem Tafelgeschirr. Der höfische „Marendwagen“, ein vergessener Fahrzeugtyp der Spätrenaissance. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien 13–14 (2011/12), S. 162–175.
Information
Projektleitung
Dr. Mario Döberl
Finanzierung
FWF Projekt Nr. P20316
Projektlaufzeit
abgeschlossen
- Bilddatenbank
- Forschungsprojekte
- Tragsessel an den Höfen der österreichischen Habsburger
- Wissenschaftliche Erschließung der Ordensgarderobe
- Integrated Pest Management
- Aufbewahrung historischer Objekte in nicht klimatisierten Museumsdepots (1)
- Aufbewahrung historischer Objekte in nicht klimatisierten Museumsdepots (2)
- 3D Laserscan eines historischen Galawagens
- Der Marstall de Bey von Tunis
- Die Einführung von Fahrzeugen in das kaiserliche Hofzeremoniell
- Standard-Kunststoff-Verpackungslösungen für Sammlungs- und Museumsdepots
- Die k.k. Hof-Wagenburg und der Wiener Wagenbau
- Das k.k. Oberststallmeisteramt und die Fahrzeuge des Wiener Hofes
- Wissenschaftliche MitarbeiterInnen